Marktdaten

Einblick – Juli 2020

Einblick – der etwas andere Marktbericht.

Der Grundeigentümer Verband Schweiz begleitet seine Mitglieder Tag ein, Tag aus in der spannenden Welt der Immobilien. Wir sind Teil des Tagesgeschehen und teilen mit Ihnen unsere Einblicke und Erkenntnisse aus erster Hand. Einblick liefert Ihnen spannende Geschichten und persönliche Eindrücke aus dem Schweizer Immobilienalltag.

Der Auftakt macht ein Interview mit Marco Kläy, Mitglied der Geschäftsleitung im Grundeigentümer Verband Schweiz.

Wie haben Sie die Corona Situation erlebt?

Die ersten Tage waren schwierig. Es galt viel zu organisieren, zu informieren und rasch Entschiede zu treffen. Da wir bereits vor Corona das Home Office eingeführt haben, konnten wir den Betrieb glücklicherweise rasch sicherstellen. Die grösste Unsicherheit bestand für uns zu Beginn darin, ob Besichtigungen und Bewertungen vor Ort weiterhin möglich sind oder es zu einem Lockdown kommt.

Zu einem Lockdown kam es bekanntlich nicht in der Schweiz.

Zum Glück. Um die BAG Richtlinien einzuhalten und die Gesundheit unserer Kunden und Mitarbeiter zu schützen, haben wir etwa auf Einzeltermine, virtuelle Touren oder Vollmachten bei Verurkundungen auf Notariaten gesetzt. Der Immobilienmotor Schweiz kam so nie zum Stillstand.

Aber die Nachfrage hat gelitten?

Im Gegenteil! Lediglich in den ersten ein, zwei Wochen mit Einschränkungen gingen die Termine vor Ort spürbar zurück. Sobald die Leute die erste Schockstarre überwunden hatten, stellten wir bei uns sogar eine deutliche Zunahme an Anfragen, Besichtigungen und Bewertungen fest. Dank Home Office waren Termine plötzlich auch um 10:00 Uhr oder 15:00 Uhr möglich.

Wie hat sich der Markt in den letzten Wochen entwickelt?

Die Zinsen sind weiterhin tief und die Nachfrage gross. Bei uns ist in den letzten Wochen keine einzige Verurkundung wegen Corona geplatzt. Die Menschen haben gemerkt, wie wichtig ein gemütliches Zuhause ist und hatten viel Zeit zum Nachdenken. Wer sich alleine im zu grossen Einfamilienhaus unwohl gefühlt hat, will nun verkaufen. Wer als 4-köpfige Familie in der 90 m2 Stadtwohnung viel Zeit verbracht hat, sucht spätestens jetzt mehr Platz und will kaufen.

Welche Entwicklungen erwarten Sie in Zukunft?

Ich finde die ganze Entwicklung mit dem Home Office spannend. Ich denke der Immobilienmarkt in ländlicheren Gebieten und gewisse Feriengebiete könnten zu den grossen Gewinnern gehören. Wer nur noch selten an den Hauptsitz reisen muss, ist viel freier in der Wahl seines Wohnortes. Man gewichtet die Lage nicht mehr nur anhand der Anzahl Minuten bis zum Arbeitsplatz. Wir haben kürzlich einen Mitarbeiter eines grossen US-Technologie Unternehmens begleitet, welcher sich nun im Berner Oberland niederlassen will – als Dauerwohnsitz wohlgemerkt, nicht als Feriengast. Aber auch urbane Lagen bleiben gefragt. Einerseits ist in vielen Berufen kein Home Office möglich. Andererseits haben viele im Home Office gemerkt, dass Zoom kein Kaffeegespräch im Büro und Netflix keinen schönen Abend mit Freunden ersetzen können. Auf Dauer fehlt der persönliche Kontakt.

In dem Fall ist die Krise überstanden?

Als Optimist glaube ich, dass wir die gesundheitliche Lage früher oder später in den Griff kriegen und Wege finden, um zu unseren alten Freiheiten zurückkehren zu können. Die Hypothekarzinsen sind weiterhin auf rekordtiefem Niveau und machen den Erwerb von Grundeigentum attraktiv. Aber mit mehr Sorge schaue ich auf die wirtschaftliche Entwicklung weltweit und die Geldpolitik. Es dürften spannende Zeit auf uns zukommen.

Dieser Artikel wurde ursprünglich am 23. Juli 2020 12:41 veröffentlicht, wurde aber regelmässig aktualisiert, um die Informationen aktuell zu halten.